Ein Wochenrückblick des Science Media Center, über welche Forschungsergebnisse viele Wissenschaftsjournalisten zeitnah berichten:

Plastikmüll an Stränden im Südatlantik nimmt stark zu und stammt vermutlich von Handelsschiffen (PNAS)

Zählungen von angeschwemmtem Plastikmüll auf der unbewohnten Südatlantik-Insel Inaccessible Island zeigen, dass dieser von 1984 bis 2019 jährlich im Schnitt um 7,1 Prozent zugenommen hat. Insbesondere die Menge an PET-Flaschen ist mit durchschnittlich 14,7 Prozent pro Jahr stark angestiegen. Zudem hat sich im Laufe der Zeit die Herkunft der Flaschen verändert. Während in den 1980ern zwei Drittel aus Südamerika stammten, sind 2019 etwa vier Fünftel asiatischer – und davon mehr als die Hälfte chinesischer – Herkunft gewesen. Da viele der chinesischen Flaschen weniger als zwei Jahre alt gewesen sind, ist klar: Sie können nicht vom chinesischen Festland in den Südatlantik getrieben sein. Dafür wäre die Zeit schlicht zu kurz. Stattdessen vermuten die Wissenschaftler*innen der Universität Kapstadt, dass Handelsschiffe die Quelle der Flaschen sind. Ihrer Meinung nach stellt dies die weit verbreitete Ansicht, wonach der Großteil des Plastikmülls in den Ozeanen aus Quellen vom Land stammt, in Frage. Die Studie ist am 30.09.2019 im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America publiziert worden.

Mindestens neun Mal haben deutschsprachige Medien unabhängig voneinander über die Studie berichtet. Das Science Media Center Germany (SMC) hat vier an der Studie unbeteiligte Expert*innen befragt, die mindestens ein Mal von der dpa, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Higgs.ch, science.ORF.at, scinexx.de, der SDA oder der Süddeutschen Zeitung zitiert worden sind. Der Experte des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung hielt die Studie für wichtig, da sie einen starken Anstieg des seebasierten Mülls zeige. Die Schiffe zukünftig zu kontrollieren sei allerdings kaum umzusetzen. Dies meinte auch der Experte der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Zudem sei die Schlussfolgerung der Autor*innen, dass chinesische Schiffe den Müll verursacht hätten, übereilt. Auch andere würden sich mit chinesischen Flaschen versorgen, wenn sie dort andockten. Außerdem könnten laut dem Experten der Katholischen Universität Nordchile Fischflotten statt Handelsschiffen verantwortlich sein. Die Expertin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel befand, es sei rechtlich zwar allen Mitgliedsstaaten des MARPOL-Abkommens verboten, das Plastik ins Meer zu kippen. Allerdings seien sowohl die Kontrolle der Schiffe als auch die Sanktionierung schwierig. Neben den vom SMC interviewten Expert*innen ist zudem im Schweizer Radio und Fernsehen ein Experte der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich befragt worden. Auch er hielt es für möglich, dass die Flaschen aus anderen Quellen stammen. So seien auf dem afrikanischen Kontinent viele chinesische Gastarbeiter tätig, die von chinesischen Kantinen versorgt würden. Insgesamt sei die Studie wertvoll, da sie den Fokus auf den globalen Handel mit PET-Flaschen richte.

Steckbrief

Journal: PNAS

Pressemitteilungen: Ja (von der Fachzeitschrift)

Aufgegriffen von:

  • dpa: Spiegel online (30.09.2019), Business Insider Deutschland (01.10.2019), Tagesspiegel online (01.10.2019), Berliner Zeitung (02.10.2019), Welt (02.10.2019)
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung Online (30.09.2019)
  • science.ORF.at (30.09.2019)
  • SDA: watson.ch (30.09.2019), Nau.ch (01.10.2019), Tages-Anzeiger online (01.10.2019)
  • Süddeutsche Zeitung Online (30.09.2019)
  • Deutschlandfunk Forschung Aktuell (01.10.2019)
  • Higgs.ch (01.10.2019)
  • scinexx.de (01.10.2019)
  • SRF (02.10.2019)